Mitarbeiterbewertungen im Langzeitvergleich: Trotz Krisen entwickelt sich das Arbeitsklima in DAX-Konzernen seit 2008 positiv
Als internationales Tech-Unternehmen mit starkem Fokus auf Digitalisierung, Unternehmenskultur und zukunftsfähiges Arbeiten wissen wir: Die Qualität eines Arbeitsumfelds entscheidet über Innovation, Motivation und langfristigen Erfolg. Deshalb interessieren uns nicht nur technologische Trends – sondern auch gesellschaftliche Entwicklungen, die Arbeitskulturen prägen.
Mit unserer Analyse möchten wir sichtbar machen, wie sich das Arbeitsklima in Deutschlands größten Unternehmen über einen längeren Zeitraum hinweg entwickelt hat. Gerade in einer Zeit, in der Werte wie Sinnhaftigkeit, Flexibilität und Führung auf Augenhöhe immer wichtiger werden, liefern die Erfahrungen von Beschäftigten einen wertvollen Gradmesser für Wandel, Resilienz und kulturelle Stärke.
Mitarbeiterzufriedenheit in Deutschlands Konzernen hat sich seit 2008 messbar positiv verändert. Unsere aktuelle Analyse zeigt, wie sich das Arbeitsklima in den DAX 40-Unternehmen über 15 Jahre entwickelt hat – basierend auf Kununu-Bewertungen von (Ex-)Beschäftigten. Der Rückblick zeigt: eine kontinuierliche Verbesserung des Durchschnitts von 3,1 auf 3,9 über den betrachteten Zeitraum hinweg, mit einer Stabilisierung ab einem Wert von 3,8.
Langfristiger Aufwärtstrend mit pandemischen Ausreißern
Der Gesamtdurchschnitt der Kununu-Bewertungen in den DAX 40-Unternehmen stieg von 3,2 im Jahr 2008 auf 3,9 im Jahr 2025. Besonders zwischen 2013 und 2017 legten viele Unternehmen deutlich zu.
Seit 2013 pendelt sich die durchschnittliche Kununu-Bewertung der DAX 40-Unternehmen auf einem konstant hohen Niveau zwischen 3,7 und 3,9 ein. Konkret zeigt der Verlauf: Der Durchschnittswert steigt im Zeitverlauf und hat sich seit mehr als zehn Jahren stabilisiert, größere Schwankungen durch gesamtgesellschaftliche Trends wie etwa Corona oder backtooffice sind nicht erkennbar.
Gleichzeitig zeigen die Detailanalysen: Hinter diesem stabilen Gesamtbild verbergen sich teils deutliche unternehmensspezifische Schwankungen.
Konstanz, Wandel, Aufschwung: Wie sich Branchen im DAX 40 entwickeln
Technologieunternehmen gehören zu den konstantesten Arbeitgebern im DAX 40. Siemens Healthineers hat sich nach starken Schwankungen in den Anfangsjahren (z. B. Tief von 1,9 im Jahr 2010) mittlerweile auf einem stabil hohen Niveau über 4,0 eingependelt. SAP lag bis 2022 stabil und über einer Bewertung von 4,0. Seit 2023 notiert das Unternehmen einen konstanten Rückgang. Im selben Zeitraum wurden neue interne Bewertungsmechanismen eingeführt, personelle Veränderungen vorgenommen und geplante Maßnahmen wie die Väterfreistellung nicht umgesetzt.
Die Energiebranche hat einen deutlichen Imagewandel durchlaufen. RWE etwa konnte sich von unterdurchschnittlichen Bewertungen unter 3,2 in der ersten Hälfte der 2010er-Jahre auf einen stabilen Wert von 3,9 im Jahr 2025 steigern. Auch E.ON und Siemens Energy zeigen ähnliche, wenn auch etwas flachere Verläufe mit Endwerten im Bereich 3,7 bis 3,9.
Die Automobilindustrie zeigt ein insgesamt durchwachsenes Bild. Mercedes-Benz überzeugt seit Jahren mit konstant hohen Bewertungen zwischen 4,0 und 4,3 – einer der stabilsten Verläufe im DAX. Volkswagen dagegen schwankte deutlich stärker, fiel zwischenzeitlich auf 3,1 im Jahr 2015, konnte sich aber bis 2024 auf 3,8 verbessern – ein klarer Erholungstrend. Ähnlich entwickelte sich BMW mit einem Tief von 3,2 im Jahr 2016 und einem aktuellen Wert von 3,7. Continental fiel während der Pandemie 2020 auf 2,9, hat sich jedoch bis 2024 auf 3,5 erholt.
Auch in der klassischen Industrie fallen unterschiedliche Entwicklungen auf. Merck erlebte zwischen 2010 und 2016 eine Phase mit starken Schwankungen (zwischen 3,0 und 4,2), stabilisierte sich jedoch ab 2020 konstant bei etwa 3,9. Bayer hingegen zeigt als eine der wenigen Marken im DAX einen langfristig negativen Trend: Nach einem Hoch von 3,9 im Jahr 2018 fiel die Bewertung schrittweise auf 3,5 im Jahr 2025. Rheinmetall wiederum, lange unter 3,5 bewertet, erreicht seit 2023 mit 3,8 bis 3,9 ein neues, stabiles Niveau.
Im Finanzsektor zeigen sich gegensätzliche Entwicklungen. Versicherungen wie Allianz oder Münchener Rück liegen seit über zehn Jahren stabil zwischen 3,9 und 4,1 und zählen damit zu den konstant stärksten Arbeitgebern im DAX. Die Banken dagegen haben sich stark gewandelt: Die Commerzbank etwa verbesserte sich von einem Tief bei 2,6 im Jahr 2010 auf 3,7 im Jahr 2025 – ein Anstieg um über einen ganzen Punkt. Auch die Deutsche Bank zeigt seit 2020 eine Aufwärtsbewegung auf 3,6.
Zwischen Krisenbewältigung und Kulturwandel: Fünf Unternehmen im Stresstest
Fresenius zeigt die ausgeprägteste Volatilität: Zwischen 2019 und 2020 fällt die Bewertung von 4,1 auf 2,9 – ein abrupter Einbruch im ersten Pandemiejahr. Bemerkenswert: Bis 2025 erholt sich das Meinungsbild vollständig auf 4,1. Kaum ein anderes Unternehmen verzeichnet eine derart deutliche Rückkehr zur Ausgangslage.
Brenntag bleibt über den gesamten Zeitraum instabil. Auf ein Vor-Corona-Niveau von 3,5 folgt 2020 ein Rückgang auf 2,7; auch bis 2025 bleibt die Bewertung unter 3,0. Continental verzeichnet einen Rückgang von 3,6 (2019) auf 2,9 während der Pandemie, gefolgt von einer Teilerholung auf 3,5 bis 2025.
Siemens Healthineers zeigt zunächst kaum pandemiebedingte Einbrüche – die Bewertungen bleiben bis 2021 stabil bei 4,1. Erst ab 2022 fällt der Score auf 3,1 und bleibt bis 2025 bei 3,4. Infineon hält während der Pandemie konstant hohe Werte bei 4,2. Ab 2022 zeigt sich jedoch ein kontinuierlicher Rückgang bis auf 3,7 im Jahr 2025.
Experten-Tipp
Die seit über einem Jahrzehnt konstant stabilen Kununu-Bewertungen zeigen, dass viele Unternehmen eine solide Grundlage geschaffen haben – selbst in Zeiten tiefgreifender Veränderungen. Eine erfolgreiche Unternehmenskultur entsteht jedoch nicht von selbst, sondern entsteht, wenn die Unternehmenswerte klar, umsetzbar und tief in der täglichen Arbeit verankert sind.
Wenn ein Unternehmen noch nicht so weit ist, sollte zunächst herausgefunden werden, was es wirklich vorantreibt. Anschließend sollten Grundsätze formuliert werden, die diese Triebkräfte widerspiegeln. Der Schlüssel liegt in der Konsistenz: Wenn Werte nicht beeinflussen, wie Mitarbeiter eingestellt, Feedback gegeben oder Talente gefördert werden, sind sie noch nicht Teil der Kultur. Wenn Grundsätze und Abläufe aufeinander abgestimmt sind, wird die Kultur zu einem Multiplikator, der Klarheit, Geschwindigkeit und Wachstum beschleunigt.